BOTANISCHE SCHNITTE

Das Anfertigen botanischer Schnitte und die dann folgende mikrotechnische Bearbeitung läßt sich auch von einem Amateur ohne allzu große Schwierigkeiten gut durchführen. Derartige Schnitte sehen nicht nur sehr eindrucksvoll aus, sie sind zudem auch sehr lehrreich.

Vergleichen Sie einmal den Querschnitt durch das Holz einer Kiefer mit einem Querschnitt durch das Holz einer Erle! Nadelhölzer besitzen nur eine Sorte holzbildender Zellen, bei einem Laubholz erkennt man dagegen große Wasserleitungsgefäße und die viel kleineren Holzfasern; außerdem besitzen Nadelhölzer Harzkanäle (hier blau angefärbt), Laubhölzern fehlen diese.

Kiefer Erle

Mit Hilfe entsprechender Tafelwerke kann man die Gattung, gelegentlich sogar die Art des Baumes bestimmen, dessen Holz man mikroskopisch untersucht. Stellt man bei einer solchen Untersuchung fest, daß eine mittelalterliche Heiligenfigur aus Kanadischer Fichte besteht, läßt Herr Kujau grüßen!

Pflanzenschnitte verraten aber noch viel mehr, so kann man u.a. auf den Lebensraum einer unbekannten Pflanze schließen. Der Querschnitt durch das Blatt eines Oleanderstrauches zeigt an der Oberseite eine dicke, wasser- und gasundurchlässige Cuticula (im Schnitt farblos), darunter eine mehrschichtige Epidermis aus toten, luftgefüllten Zellen (Wärmeisolierung) und ein massives, mehrschichtiges Palisadenparenchym, in dem die Assimilation erfolgt. Da diese bei hohen Lichtintensitäten aufhört, bietet ein derartig dickes Palisadenparenchym einen großen Vorteil: Bei geringer Lichtintensität erfolgt die Assimilation in der oberen Schicht, bei hoher Lichtintensität wirkt die obere Schicht wie ein Sonnenschutzfilter und die Assimilation erfolgt in den tieferen Schichten.

Oleander Kürbis Leitbündel

Eine Pflanze mit derartigen Blättern ist folglich an einen sehr sonnigen und zugleich trockenen Standort angepaßt. Dies bestätigen auch die winzigen Spaltöffnungen, die in kleine Höhlen an der Blattunterseite münden, wobei diese Höhlen als zusätzlicher Verdunstungsschutz mit Härchen gefüllt sind.

Da man die im Bild gezeigten Einzelheiten auch an versteinerten Pflanzenresten gut erkennen kann, ist es möglich, bei Funden von Saurierskeletten aus den wenig spektakulären pflanzlichen Beifunden den Lebensraum der jeweiligen Tiere zu rekonstruieren.

Als abschließendes Beispiel betrachten Sie einen Längsschnitt durch das Leitbündel einer Kürbispflanze! Die gewaltigen Wassertransportröhren mit ihren Wandversteifungen zeigen sehr schön, daß diese Pflanze einen großen Wasserbedarf besitzt - bei dem Wassergehalt eines reifen Kürbis kein Wunder.

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